Zum 80. Jahrestag des deutschen Angriffs auf Polen und Beginn des Zweiten Weltkriegs am 1. September 1939 macht der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland Josef Schuster in der FAZ vom 31. August 2019 auf einen „fast kuriosen“ Vorgang aufmerksam: jüdische Bürger Großbritanniens bemühen sich in wachsender Zahl um einen deutschen Pass!
Grund dafür sei nicht etwa eine plötzlich entwickelte tiefe Liebe zu Deutschland sondern der Wunsch, den Pass eines EU-Staates zu besitzen. Schuster interpretiert diese „erstaunliche Entwicklung“ wie folgt: „Sie verdeutlicht zum einen ein gewisses Vertrauen, das diese britischen Juden dem heutigen Deutschland entgegenbringen.
Zum anderen wird die Europäische Union offenbar als Garant für Frieden und Sicherheit wahrgenommen.“ Man kann Schuster nur zustimmen, wenn er diese Zuversicht angesichts der aktuellen politischen Tendenzen in Europa und Deutschland für „bemerkenswert“ hält.
Aus vollem Herzen sollten daher gerade wir Deutschen und wir Europäer mit unseren persönlichen oder familiären Erfahrungen und Traumata des Zweiten Weltkrieges, des singulären Völkermords an deutschen und europäischen jüdischen Mitbürgern und der Diktaturen im Osten Europas und Deutschlands dafür kämpfen, dass jüngere Generationen die historischen Dimensionen und Lehren der letzten 80 Jahre erfühlen und begreifen lernen und ältere Generationen sich am Riemen reißen und wieder aufreißende Gräben von Haß und Ressentiment überwinden.
Das Vertrauen britischer Juden in die Europäische Union als einen Hort für Frieden, Sicherheit und Freiheit, sollte den freiheitlich gesinnten Kräften in Europa und Deutschland Mut und Zuversicht geben, für Frieden, Freiheit und Sicherheit in Europa Verantwortung zu übernehmen und mit der nötigen Robustheit nach innen und außen dafür zu kämpfen: Gefragt sind nicht Verzagtheit und Selbstzerfleischung, sondern mehr Mut zu Europa und Deutschland!
Dr. Klaus Mössle
Vorstand und Mitgründer von YOUROPEAN
9. September 2019