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Juli 2016

Alfred Grosser „Europa – mit oder ohne Großbritannien“

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Am 20.06.2016 fand der erste YOUROPEAN Salon statt – ganz im Zeichen der traditionellen, literarischen Salons des 18. Jahrhunderts. Auch YOUROPEAN lud in privater Runde zum Vortrag mit anschließender Diskussion.

Wir freuen uns sehr, dass wir Alfred Grosser als Redner gewinnen konnte, der passend zum Thema Brexit einige Tage vor dem Referendum seine Sichtweise auf „Europa – mit und ohne Großbritannien“ erläuterte.

Wer das ganze noch einmal verfolgen möchte, findet hier ein Video zu dem Salon.

Zukünftig sollen die YOUROPEAN Salon mehrmals im Jahr stattfinden und Themen, rund um Europa behandeln.

Brexit – “Power in your hands”

Holly Johnson tried to express his thoughts about Europe in a song called “Europa”. Completed in 2014, it goes back to 1990 when the wall came down and the beautiful song expresses the kind of optimism we also need today.

Holly Johnson – Europa

Europa – the time has come
We just need a vision
To try something new
Throw out all divisions
Now we talk to Europa

Warsaw city
No more nations
Continent
Urbanisation

Europa – after the shame
Things will never be the same
The walls are down
Our hope is new
See the light come shining through
Now we talk to Europa

Sue all the wars
Down endless corridors
We must beware
The double men who double dare

Through the machine age
Over the moon
Surviving the terrors
Large as they loom

Out of the trenches
Out of the rain
Out of the bunker
Free of the shame

Europa – power in your hands
We’ve lived through all the changes
Now we’ve had enough
Of being perfect strangers
Now we talk to Europa

Europa – after the rain
Things will never be the same
The walls are down
Our hope is new
See the light come shining through
Now we talk to Europa

Europa
New vision
Europa
Your decision
Europa
No count over us
Europa
Rise above
Now we talk to Europa

(C) by Holly Johnson, Pleasuredome

Originally it was written in Paris by Johnson and Vangelis, right after the fall of the Berlin Wall 1990. 2014 they decided to finish the album in collaboration with Marc Ralph, which they started 24 years earlier in an underground studio on the edge of Bois de Boulogne, a studio which originally was constructed for Hitlers occupation.

1990, 2014 as well as 2016 the song „Europa“ of this Album is more up-to-date than ever.

Ein Bubenstück in drei Akten

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Einige Gedanken zur Profanität beim Brexit. Ein Drama der Unfähigen in diversen Akten

Exposition: Der Brexit kommt. Das ist katastrophal für Großbritannien, schlecht für Europa, gut für die radikalen politischen Kräfte, egal ob rechts oder links. Und warum das Ganze? Da stehen ein tumber, eitler Tor, David Cameron, featured durch ein paar windige Gesellen in der EU und einen profillosen Labor-Chef, Jeremy Corbyn. Da ist ein vollkommen skrupelloser Boris Johnson, unterstützt durch rechte Kräfte wie Nigel Farage.

Erster Akt: Großbritannien will sich mal wieder Sonderprivilegien in der EU heraushandeln. Weil dem Premier, Davis Cameron die kalte Schulter gezeigt wurde, er obendrein Schwierigkeiten in der eigenen Partei mit seiner EU-Politik hatte, kam er auf die Idee einer Volksabstimmung über den Verbleib seines Landes in der EU. Es passierte nichts, weil das Referendum weit weg lag. Doch die Zeit verging und die Abstimmung rückte näher.

Europa ließ sich erpressen, Cameron fing an, sich für die EU halbherzig zu positionieren. Das machte seinem politischen Gegner innerhalb der eigenen Partei, Boris Johnson, klar, dass er sich nun opportunistisch am anderen Ende, sprich für den Brexit, engagieren sollte. Das Kalkül: Wenn das Referendum scheitert, muss Cameron zurücktreten und Johnson wird neuer Premierminister.

Im zweiten Akt machen Johnson und Gesellen Druck: Sie lügen und betrügen das Volk, heizen es mit rechtsradikalen populistischen Lügen auf, erzeugen eine Stimmung, in der schließlich ein Wahnsinniger die Labor-Abgeordnete Jo Cox, die gegen den Brexit war, umbringt. Der erhoffte Lohn ist das Amt des Premiers. Die Labor-Partei nimmt keine Stellung. Das könnte ja eventuell Stimmen kosten. Es passiert, was passieren muss: Die Mehrheit der Briten stimmt für den Brexit:

Nun sind wir mitten im dritten Akt.

Die Bevölkerung bekommt von den Siegern zu hören, dass alles nicht so gemeint war und Wahlversprechen nicht unbedingt eingehalten werden können. David Cameron tritt zurück. Boris Johnson lernt gerade, dass der Verrat geliebt – der Verräter jedoch gehasst wird. Jeremy Corbyn, der Labor-Chef lernt, dass seine opportunistische Haltung mit der Abwahl bestraft wird. Großbritannien lernt, dass der Austritt aus der EU sehr teuer wird: Wirtschaftlich und politisch: Keiner will mehr so richtig im Staatengebilde bleiben. Und die Schotten schon gar nicht.

Wer leidet nun wirklich? Das sind die Menschen in allen Teilen Großbritanniens. Ihrem Staatsgebilde droht die Auflösung oder wenigstens die vollkommene politische Bedeutungslosigkeit: Wer will schon mit diesem wirtschaftlichen Zwerg noch viel zu tun haben? „Britannia rules the world“ ist seit rund 100 Jahren nur noch frommes Wunschdenken der rechten Kräfte. Das Commonwealth hat längst seine Bande verloren. Über den strahlenden Finanzplatz London legt sich ein Grauschleier: Frankfurt und Paris nutzen in ungeheurer Geschwindigkeit bereits ihre Chance, den letzten noch funktionierenden Wirtschaftssektor, den Finanzsektor in ihre Gefilde zu locken. Offensichtlich erfolgreich.

Und die Populisten Europas von Polen bis Spanien, von Finnland bis Griechenland fordern nun beherzt das gleiche Chaos für ganz Europa.

Großbritannien ist in seiner 1000-järigen Geschichte nie so gebeutelt worden, wie durch dieses Bubenstück von Dummheit und Frechheit. Europa sollte die Tür bis zur Austrittsverhandlung offenlassen. Denn Großbritannien ist in der EU ein wichtiger, geachteter Partner, der für Europa sehr wichtige, positive Impulse setzen kann.

 

Frankfurt am Main, 07. Juli 2016

Bodo Bimboese, Kommunikationsberater und Mitbegründer von YOUROPEAN

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